Bonn, 15.06.2021 (BVWS)

Fleischwarenindustrie: 2020 mit vielen Herausforderungen - Corona und gesetzliche Restriktionen teffen die Branche hart

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Bonn, Juni 2021. Hinter der Fleischwarenindustrie liegen schwierige Monate. Die COVID-19-Pandemie und die damit verbundene Schließung von gastronomischen Einrichtungen und die Absage von Großveranstaltungen haben bei vielen Unternehmen zu erheblichen Absatzeinbrüchen geführt. Allerdings zog gleichzeitig die Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel deutlich an, weil durch Lockdown, Homeoffice und Schulschließungen die privaten Einkäufe zeitweise stark zulegten. Gleichzeitig war es für die Unternehmen schwierig, Produktion und Logistik durch das Pandemiegeschehen aufrecht zu erhalten. Der vorläufige Nettoumsatz betrug im zurückliegenden Jahr 2020 20.456 Mrd. € gegenüber 20.716 Mrd. € im Vorjahr. Dies entspricht angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen einem nur leichten Minus von 1,3 Prozent.

Deutsche konsumieren weniger Fleisch

Im zurückliegenden Jahr sank der Fleischverzehr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes deutlich von 58,08 kg/Kopf auf 57,33 kg/Kopf. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf die Kaufzurückhaltung bei Schweinefleisch von 33,78 kg (2019) auf 32,84 kg (2020) zurückzuführen. In welchem Ausmaß die Corona-Situation mit der weitgehenden Schließung der Gastronomie und die mit Ausnahme von Schweinefleisch gestiegenen Preise im Einzelhandel Einfluss auf die Verzehrzahlen haben, bleibt abzuwarten. Beim Rindfleischverzehr von 9,81 kg im zurückliegenden Jahr (2019: 9,84 kg) und Geflügelfleisch von 13,26 kg (2019: 13,09 kg) gab es nur geringfügige Veränderungen, der Rest entfällt auf andere Fleischsorten.

Wegfall der Zeitarbeit trifft familiengeführte Betriebe hart

Mitte 2020 sorgten hohe Infektionszahlen bei Mitarbeitern großer Schlachtbetriebe für eine sozialpolitische Diskussion über die Werk- und Zeitarbeit, die letztlich zu einem Verbot dieser Form der Arbeitserledigung in der gesamten Fleischwirtschaft mit Ausnahme der Handwerksbetriebe geführt hat. Insbesondere der künftige Entfall der Zeitarbeit fügt auch den familiengeführten, regionalen Verarbeitungsunternehmen, deren Arbeitsverhältnisse nicht mit denen großer Schlachtbetriebe zu vergleichen sind, schweren Schaden zu. Auch in den ländlichen Gebieten fällt es den Unternehmen zunehmend schwer, eine ausreichende Zahl von Mitarbeitern zu finden. Künftig ist es nun nicht mehr möglich, bei Auftragsspitzen – etwa zur Grillsaison oder an Weihnachten – die Belegschaft mit dem Instrument der Zeitarbeit vorübergehend zu unterstützen, wie dies in allen Bereichen der Wirtschaft weiterhin völlig üblich ist.

Afrikanische Schweinepest treibt Preise in die Höhe

Während sich die private Nachfrage im weiteren Jahresverlauf beruhigt hatte, sorgten das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und die damit verbundenen Einfuhrverbote in wichtigen außereuropäischen Märkten für Turbulenzen am Rohstoffmarkt. Durch die bereits seit Jahren auf polnischer Seite grassierende Tierseuche war ein Übertrag auf Deutschland jedoch zu erwarten. Im Jahr zuvor hatte noch das Auftreten der ASP in China für einen weltweiten Nachfragesog und zu entsprechend hohen Preisen geführt. Unabhängig von der ASP ist die Produktion von Schweinefleisch in Deutschland seit Jahren deutlich rückläufig. Langfristige politische Perspektiven, die kritische gesellschaftliche Diskussion über die landwirtschaftliche Erzeugung und eine nachlassende Nachfrage nach Schweinefleisch bestärken Bauern, aus der Produktion auszusteigen. Trotzdem liegt die Erzeugung von Fleisch in Deutschland rechnerisch weiterhin über dem Eigenverbrauch.

Die Krise als Chance – Wir brauchen einen NEW DEAL

Nach den zurückliegenden schwierigen Monaten mit großen Herausforderungen scheinen sich die Rahmenbedingungen für die Fleischwarenindustrie derzeit wieder langsam zu normalisieren, sodass die Branche insgesamt optimistisch in die Zukunft schauen kann.

„Wir sollten die zurückliegende Krise nutzen, die Solidarität aller Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft, vom Landwirt über die Verarbeiter bis zum Handel, und deren Beschäftigten zu konsolidieren und gemeinsam einen NEW DEAL voranzutreiben. Dazu müssen sich Politik, Produzenten und Verarbeiter, Handel und Konsumenten zusammensetzen und gemeinsam beraten, wie Themen wie Tierwohl, Qualität und Lebensmittelsicherheit, Umwelt und Regionalität und eine höhere Wertschätzung von Fleisch und Wurst wieder stärker in der Gesellschaft verankert werden können. Es geht um nichts weniger als eine gemeinsame Vision von unserem zukünftigen Umgang mit Fleisch und Wurst mit Respekt vor der Natur und den Tieren, von denen wir leben“ so BVDF-Präsidentin Sarah Dhem.
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Über den BVDF

Der Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie e.V. (BVDF) in Bonn vertritt die Interessen der Unternehmen der Fleischwarenindustrie. Die Hersteller von Wurstwaren, Schinken und Convenienceerzeugnissen zählen mit einem Umsatz von rund 20 Mrd. € und etwa 65.000 Mitarbeitern im Jahr 2021 zu den führenden Branchen der deutschen Ernährungsindustrie.

Ihr Ansprechpartner für Rückfragen:

Thomas Vogelsang, Tel.: 0228 – 267250, E-Mail: vogelsang@bvdf.de


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