Bonn, 23.05.2019 (BVWS)
VDF/BVDF-Jahrestagung 2019: Wirtschaftliche Entwicklung des deutschen Fleischsektors - Überblick
Für die Unternehmen der deutschen Fleischwirtschaft ist seit der letzten Jahrestagung erneut ein Jahr mit vielen Herausforderungen vergangen. Unverändert kennzeichnend ist die kontinuierlich schrumpfende Nachfrage für Schweinefleisch in Deutschland und allgemein in der EU. Hinzu kommen bereits bestehende oder künftige Regelungen, die die Erzeugung und die Vermarktung von Fleisch erschweren und verteuern.
Die Erzeugung von Fleisch in der EU ist insgesamt leicht gestiegen. Den größten Anteil am Zuwachs hatte Geflügelfleisch.
Der Binnenhandel der EU insgesamt ist laut offizieller Statistik stabil bis leicht erhöht. Bei Rindfleisch ist die Handelsmenge nahezu unverändert. Bei Schweinefleisch gibt es einen Zuwachs von rund 2 %, der vermutlich zum Teil durch weggebrochene Produktionskapazitäten in einigen Mitgliedstaaten begründet ist. Die anhaltend niedrigen Preise bei Schweinefleisch im vergangenen Jahr und auch die Preisschwäche im Rindfleischsektor haben viele Erzeuger zur Aufgabe gezwungen. Diese Entwicklung war in den EU-Staaten sehr unterschiedlich. Der Bedarf für Mengenaustausch dürfte sich dadurch erhöht haben.
Der Export von
Trotz der Preisschwäche im Jahr 2018 kam es EU-weit nicht zu einem Erzeugungsrückgang und somit zunächst auch nicht zu einem Preisauftrieb. Die Preise stiegen erst ab Mitte Februar und verstärkt ab Mitte März 2019. Auslöser sind der jetzt spürbar werdende Rückgang des Schweinebestands und die jüngst verstärkte Nachfrage aus China wegen der dortigen ASP-bedingten Produktionsausfälle.
Für die Unternehmen der
Im
Die Rindfleischproduktion in der EU stieg bedingt durch den Bestandsabbau gegenüber 2017 um 1,8 %. Rindfleisch liegt tendenziell als hochwertiges Qualitätsprodukt weiterhin im Trend der Verbraucher. Dies spiegelt sich auch in der guten Nachfrage für Qualitätsfleisch aus Übersee wider. Der Import insgesamt und dabei insbesondere aus den Hauptlieferländern Brasilien und Argentinien ist wieder deutlich gestiegen, ist allerdings noch weit entfernt von den Einfuhrmengen von vor 2010. Die Verbrauchszahlen zeigen im Rindfleischsektor insgesamt wieder leicht abwärts.
Die Nachfrage in Deutschland leicht rückläufig
Die gesellschaftlichen Veränderungen haben Einfluss auf das Einkaufs- und Ernährungsverhalten der Verbraucher. Dennoch ist das Ernährungsverhalten insgesamt stabil und verändert sich nur langsam. Wesentliche Auswirkungen gehen weiterhin von der demografischen Entwicklung mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen aus, deren Nahrungsmittelkonsum insgesamt geringer ist als der von jungen Menschen.
In Deutschland haben die
Dem Rückgang der privaten Einläufe steht eine deutliche Steigerung des Außer-Haus-Verzehrs gegenüber, ebenfalls eine Folge gesellschaftlicher Veränderung. Essen findet statt zuhause immer häufiger in Kantinen, Restaurants oder auf der Straße (Street Food) statt.
Der
Mit einem statistischen
Der Verzehr von
Auf den Verzehr von
Das Angebot
Im Jahr 2018 sank die Fleischerzeugung in Deutschland gegenüber dem Jahr 2017 um 126.000 t auf 8,039 Mio. t. Der Rückgang betraf hauptsächlich Schweine- und Rindfleisch. Der Anstieg bei der Erzeugung von Geflügelfleisch setzte sich 2018 allerdings weiter fort.
Die gewerblichen Schlachtungen von
Die Anzahl von gewerblich geschlachteten
Erstmalig seit Jahren ist die Schlachtung von
Fleischwarenindustrie: Produktion legt weiter zu
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes konnte die Produktion von Wurstwaren durch die Unternehmen der Fleischwarenindustrie wie auch in den Jahren zuvor leicht von 1.531.959 Tonnen auf 1.551.044 Tonnen um 1,2 % zulegen. Als größte Produktgruppe konnte Brühwurst ein Plus um 3,2 % auf 959.196 t verbuchen, während Rohwürste ein Minus von 1,0 % auf 415.270 t und Kochwürste ein Minus von 3,5 % auf 176.578 t verzeichnen mussten.
Wesentliche Produktgruppen der Fleischwarenindustrie wie beispielsweise roher
oder gekochter Schinken, Braten, Suppen oder vegetarische Produkte werden statistisch nicht erfasst.
Drittlandsexport wieder gestiegen
Weltweit sorgen das Bevölkerungswachstum und der weiter wachsende Wohlstand für steigende Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln und damit auch nach Fleisch. Hiervon profitieren auch die deutsche und europäische Fleischwirtschaft mit ihren guten und stabilen natürlichen Ressourcen sowie dem hohen Qualitätsniveau.
Mit gut 4,0 Mio. t exportierte die deutsche Fleischwirtschaft 2018 trotz Mengenrückgangs (- 3,1 %) weiterhin auf hohem Niveau. Die Exporterlöse gingen wegen des im vorigen Jahr leicht niedrigeren Rohstoffpreisniveaus etwas stärker um 5,0 % auf ca. 9,6 Mrd. € zurück.
Von der Exportmenge entfielen 13,7 % auf Fleischwaren (Würste und Fleischzubereitungen).
Wichtigste Abnehmerländer für Fleisch und Fleischwaren aus Deutschland sind die EU-Länder, in die je nach Tierart und Produktkategorie 80 bis 90 % der Ausfuhrmengen fließen.
Bei
Der Export in Drittländer stieg um knapp 33.000 t auf 450.000 t. Relativ und absolut die stärkste Zunahme gab es bei den Lieferungen nach Südkorea (+ 15.000 t auf 110.000 t). Der Export nach China verbesserte sich um 11.600 t auf 180.000 t. Weitere nennenswerte Zunahmen verbuchten folgende Zielmärkte: Japan + 3.000 t auf 32.000 t, Südafrika + 6.700 t auf 16.800 t und die Ukraine + 4.800 t auf 5.900 t. Einen erheblichen Rückgang gab es beim Export nach Hongkong (- 83 % auf 4.100 t).
Bei der Ausfuhr von
Insgesamt wurden aus Deutschland 620.000 t an Nebenprodukten ausgeführt, 45.000 t weniger als 2017. Der Rückgang war zum größten Teil verursacht durch eine drastische Verringerung der Lieferungen nach Hongkong um 45 % auf nur noch 53.000 t. Nennenswerte Zunahmen gab es nur bei den Lieferungen nach Vietnam um 9.500 t (+ 122 %). China ist aber nach wie vor mit 175.000 t der größte Einzelmarkt für Schlachtnebenerzeugnisse. Die Lieferung in EU-Länder nahm mit 259.000 t um 3,0 % ab. Besonders stark ging der Export nach Belgien um 11.000 t (- 30 %) zurück.
Die durchaus lebhafte Nachfrage für
Der Export von frischem und gefrorenem Rindfleisch ist gegenüber dem Vorjahr um 6 % bzw. 17.400 t auf 269.300 t abermals gesunken. Die Lieferungen in Drittländer gingen relativ in erheblich höherem Maße um 35 % zurück und beliefen sich auf nur noch 16.200 t. Hauptzielländer sind Norwegen (33 %) und die Schweiz (29 %). Die Exporte nach Norwegen gingen aufgrund der Aussetzung der Zollreduzierung seitens Norwegen stark zurück. Die Lieferungen in die Schweiz verminderten sich gegenüber dem Vorjahr ebenfalls um die Hälfte.
Die europäischen Nachbarländer stellen für die deutsche
einen bedeutenden Markt dar. 2018 wurden 151.476 t Wurstwaren von Deutschland in den europäischen Markt geliefert. Dies entspricht einem leichten Rückgang von
- 1,8 %. Wichtigste Kunden für deutsche Wurstwaren sind das Vereinigte Königreich (35.793 t), Frankreich (25.729 t) und Dänemark (12.366 t). Bei den Einfuhren von Wurstwaren nach Deutschland in Höhe von insgesamt 94.849 t war Österreich (27.928 t) vor den Niederlanden (17.347 t) und Italien (17.660 t) größter Lieferant.
Der Drittlandsexport von Fleischwaren ist weniger stark ausgeprägt, weil der Verzehr von Wurstwaren in außereuropäischen Märkten bislang anderen Geschmacksgewohnheiten unterliegt. In ostasiatischen Märkten wie Japan, Korea oder Hongkong, wo deutsche Fleischwaren zunehmend als besonders hochwertige Spezialitäten bekannt sind, ist allerdings eine steigende Nachfrage spürbar. Für Lieferungen nach China fehlt eine zwischenstaatliche Vereinbarung.
Die Erschließung neuer Exportmärkte ist für die Absatzsicherung der deutschen Fleischwirtschaft von existenzieller Bedeutung. Die deutschen Fleischunternehmen arbeiten daher seit zehn Jahren in German Meat, der gemeinschaftlichen Exportförderungsorganisation der deutschen Fleischwirtschaft, erfolgreich zusammen. Ein Großteil der erzielten Erfolge beim Ausbau von bestehenden Beziehungen und der Gewinnung neuer Märkte ist auf die Tätigkeit in Kooperation mit German Meat zurückzuführen.
Einfuhr deutlich rückläufig
Auf frisches und gefrorenes
Die Einfuhr aus Drittländern nahm dagegen um 6,2 % auf 48.700 t zu. Rund 85 % der Rindfleischeinfuhren entfielen auf gekühltes Fleisch und damit 3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Mehr als die Hälfte (54 %) der Rindfleischeinfuhren aus Drittländern wurde aus Argentinien geliefert (26.000 t). An zweiter und dritter Stelle der Lieferländer folgten Brasilien (8.200 t, 17 %) und Uruguay (7.000 t, 14 %). Während die Einfuhrmenge aus Argentinien um gut 16 % stieg, verzeichneten die Importe aus Uruguay und Paraguay Rückgänge um 16 bzw. 9 %. Die Bezüge aus Brasilien blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Aus den USA wurden mit insgesamt 3.300 t gut 9 % mehr als im Jahr zuvor geliefert.
Auf den
Die mengenmäßig vernachlässigbaren Importe von frischem und gefrorenem Schweinefleisch aus Drittländern (rund 2.000 t) kamen überwiegend aus Chile (1.300 t). Mit großem Abstand folgten die Schweiz und die USA mit 400 bzw. 220 t.
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